Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 12. November 2015

Zum Remembrance Day und Volkstrauertag - Gedenken auf Kreta

Kreta (ww) Mit dem heutigen Remembrance Day bzw. Veterans Day ehren unsere Kameraden aus Großbritannien, Kanada, den USA und weiterer Staaten ihre Gefallenen. Auch bei uns steht der Volkstrauertag kurz bevor, an dem der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht wird. Ich möchte diese Zeitspanne zum Anlass nehmen, um von einer kürzlichen Exkursion auf Kreta zu berichten. Diese ergab sich im Rahmen eines privaten Urlaubes auf der „Insel des Zeus“.

Auf dem deutschen Soldatenfriedhof Maleme haben auch britische Kameraden einen Kranz mit den typischen künstlichen Mohnblumen niedergelegt. Foto: JPW

Sowohl als militärhistorisch Interessierter als auch als Unterstützer des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge mit seinem Motto „Versöhnung über den Gräbern“ war es für mich selbstverständlich, eine Exkursion zu zwei bemerkenswerten Gedenkstätten zu unternehmen: nach Maleme und in die Suda-Bucht bei Chania.
In Maleme befindet sich der vom Volksbund betreute deutsche Soldatenfriedhof. Die Anlage entstand 1974 auf der „Höhe 107“ südlich des (bis heute genutzten) militärischen Flugplatzes Maleme.
Blick vom Friedhof auf der Höhe 107 nach Norden - an der Küste der Militärflugplatz Maleme. Foto: JPW

Das Flugfeld war – ebenso wie diese in Chania, Rethymnon und Heraklion – ein Brennpunkt der am 20. Mai 1941 begonnenen Luftlandeoperation Merkur. In Maleme gelang es den deutschen Truppen am 22. Mai 1941 nach schweren Kämpfen, das Flugfeld letztlich zu nehmen. Am 31. Mai endete die Operation, Kreta war erobert. Die Operation Merkur war dennoch eine sehr verlustreiche: 3.914 Fallschirm-, Gebirgsjäger, Luftwaffensoldaten und Seeleute sind gefallen, weitere 297 vermisst. Sie und weitere während der Besatzungszeit gefallene Soldaten fanden in Maleme ihre letzte Ruhe.
Westlich am Fuße der Höhe 107 befindet sich ein Denkmal der Royal Air Force. Foto: JPW

Die Alliierten hatten während der Operation Merkur rund 5.000 Gefallene zu beklagen. Ein großer Teil ruht auf dem Alliierten Soldatenfriedhof in der Suda-Bucht, betreut von der Commonwealth War Grave Commission
Der Alliierte Soldatenfriedhof in der Suda-Bucht. Foto: JPW

Bei dem Besuch fiel mir unter anderem das Grab von Lieutenant K. B. Lamonby auf. Er gehörte dem Special Air Service Regiment an und fiel am 11. Juli 1943.

Das Grab von Lieutenant Ken B. Lamonby, SAS. Foto: JPW

Durch Zufall traf ich in Suda Bay den ebenfalls auf Urlaubsreise befindlichen britischen Kollegen, den Marinehistoriker Nigel Chilcott. Er machte mich ein interessantes Kapitel der Geschichte des Zweiten Weltkriegs aufmerksam, nämlich die britischen Spezialoperationen im Mittelmeerraum.

Wenige Tage später stieß ich in meinem Urlaubsort Elounda auf das sehr empfehlenswerte Antiquariat „Eklektos Bookshop“ – übrigens von einer Britin geführt.

Blick un den Eklektos Bookshop. Foto: JPW
Die Dame hatte auch einige militärhistorische Bücher im Angebot. Eine glückliche Fügung war es, darunter einen kleinen Band von Barrie Pitt zu finden: „Special Boat Squadron - The story of the SBS in the Mediterranean“ – also genau der Themenkomplex, den Chilcott beschrieben hatte.

Das Buch "Special Boat Squadron" von Barrie Pitt. Foto: JPW
In seinem Buch schildert Pitt unter anderem die „Operation Albumen“. Sie begann im Juni 1943. In deren Rahmen unternahmen SAS und SBS-Operators sowie griechische Widerstandskämpfer Stoßtruppunternehmen gegen deutsche und italienische Flugplätze auf Kreta, um Flugzeuge und weitere Infrastruktur zu zerstören. Die Spezialkräfte konnten in dieser wagemutigen Operation einige Erfolge erzielen. Allerdings fiel gegen Ende der Operation ein junger britischer SAS-Offizier im Kampf gegen ein deutsches Jagdkommando – Lieutenant Kenneth Butler Lamonby. Für mich hatte sich damit ein kleiner Kreis geschlossen.
In dem Buch fand sich auch ein Bild des gefallenen britischen SAS-Offiziers.

Die Exkursion nach Maleme und in die Suda-Bucht gehörten sicherlich zu den denkwürdigen Erlebnissen in diesem Jahr. Ich bin froh, daß eine „Versöhnung über den Gräbern“ möglich war und ist. Und der Besuch beider Orte ließ mich an den Ausspruch eines bedeutenden griechischen Staatsmannes und Strategen erinnern, nämlich Themistokles: „Die Kulturhöhe eines Volkes erkennt man daran, wie es mit seinen Soldaten und Gefallenen umgeht.“

Jan-Phillipp Weisswange