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Donnerstag, 29. September 2016

Kommentar: Wehrfähigkeit und Resilienz

Stockholm (ww) Die schwedische Regierung plant angesichts der sich verschärfenden Sicherheitslage und des Personalmangels in den Streitkräften die Wiedereinführung der Wehrpflicht.
Schwedische Kameraden des 1. Amfibie Bataljonen bei BALTOPS 2015. Foto: NATO
 Vor sechs Jahren hatten die Skandinavier ihr Experiment Freiwilligenarmee begonnen. Eine Untersuchungskommission kam jetzt zu dem Ergebnis, daß dies erheblich zur Schwächung der schwedischen Verteidigungsfähigkeit führte. Von jährlich 4.000 benötigten Rekruten ließen sich durchschnittlich nur 2.500 gewinnen. Jetzt leiden die schwedischen Streitkräfte erheblich unter geeignetem Führernachwuchs und auch Reserven gibt es kaum noch. Die Empfehlung der Kommission: Gleiche Pflicht für alle! Ab 2018 will Schweden sowohl Männer als auch Frauen zum Wehrdienst einberufen. Der skandinavische Nachbar Norwegen hat die Wehrpflicht sogar nie ausgesetzt, sondern sie 2014 ebenfalls auf die Staatsbürgerinnen ausgedehnt.
Es ist bemerkenswert, daß in Deutschland jegliche Diskussion zur Wiedereinführung der Wehrpflicht im Keim erstickt wird. Die teuer beratene Bundeswehrführung leistet sich offenbar lieber eine kaum aufwuchsfähige und durchhaltefähige Profi-Arbeitgeberin für internationale Sicherheitsfachkräfte, statt die Staatsbürgerinnen und Staatsbürger zu Soldatinnen und Soldaten zu erziehen, die bereit und Willens sind, ihre Freiheit und ihre Werte intellektuell und mit der Waffe in der Hand zu verteidigen – übrigens der ursprüngliche Sinn der „Inneren Führung“.
Streitkräfte sind ein Spiegelbild der Gesellschaft. Ihr Zustand zeigt, wie es hierzulande um die Resilienz bestellt ist. Von Wehrfähigkeit wollen wir lieber erst gar nicht reden.

Jan-Phillipp Weisswange